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Gehörbildungs-Modul
Erneuert: 12.03.11
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Während bei der Melodie die Töne im bestimmten Rhythmus nacheinander folgen, stellt eine Harmonie immer den Klang mehrerer Töne gleichzeitig dar. Ob unser Ohr diesen Mehrklang dann als "harmonisch" (als Konsonanz) empfindet oder eher als Dissonanz, ob die Töne also "zueinander passen" und einen Wohlklang ergeben oder eher ein zufälliges Toncluster, das entscheidet dann unser Ohr. Neben bestimmten physikalischen (und mathematischen) Gesetzen ist diese Entscheidung auch abhängig von unserem musikalischen "Weltbild", weshalb das Wort "eher" im vorherigen Satz nicht fehlen darf. Die Grenzen zwischen Konsonanz und Dissonanz sind also fließend.
Mach doch einmal folgendes Hörempfinden-Experiment: Klicke auf die einzelnen Harmonien und entscheide, ob das Gehörte "eher" konsonant oder dissonant ist:
1. | 2. | 3. | 4. | 5. | 6. | 7. |
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Dis-Fis-H | A-A-E | F-Ges | E-G-H-Cis | D-G-B | D-Dis-E-A | Cis-Eis-H-Cis-Gis |
Ganz unten auf dieser Seite findest Du dann die Auflösung.
Weshalb empfinden wir nun einige Klänge als "angenehmer" als andere? Um das zu klären, müssen wir etwas näher auf das "Wesen" eines Klanges eingehen. Bekannt ist sicherlich, dass ein Ton von schwingenden Klaviersaiten, Stimmbändern, Saxophonblättern, Lautsprechermembranen usw. ausgelöst werden kann, der Luftmoleküle zum Schwingen bringt und darüber letztendlich unser Trommelfell im Ohr erreicht, wodurch wir die Schwingung dann als Ton empfinden.
Die Frequenz der Schwingung, also wie oft sie in der Sekunde hin und her schwingt, wird in Hertz (Hz) angegeben und bestimmt die Höhe des Tones. Der Kammerton A (a1), mit welchem man gewöhnlich beim Musizieren die Instrumente einstimmt liegt beispielsweise bei 440 Hz (in Deutschland etwas höher, eher bei 443 Hz- 445 Hz). das a2 (eine Oktave höher) hat eine Frequenz von 880 Hz, also genau das Doppelte. Dieses markante Zahlenverhältnis 2:1 "bemerkt" auch unser Ohr und lässt uns die Töne sehr ähnlich klingen. Deshalb empfinden wir die Oktave als sehr konsonantes Intervall. Beim Betrachten der folgenden Tabelle sehen wir, dass wir ein Intervall je konsontanter empfinden, desto "einfacher" das Zahlenverhältnis ist:
Verhältnis | Intervall |
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1:1 | Prime |
2:1 | Oktave |
3:2 | Quinte |
4:3 | Quarte |
5:4 | große Terz |
6:5 | kleine Terz |
Obwohl man synthetisch eine einfache Sinusschwingung erzeugen kann, ist es wichtig zu wissen, dass ein natürlich erzeugter Ton auch in einem Vielfachen seiner Grundfrequenz schwingt. Man spricht dabei von "Obertönen". Die folgende Grafik zeigt sehr schön, wie die Grundfrequenz eines Klanges (in diesem Fall drei Schwingungen eines Klarinettentones) von seinen Obertönen beeinflusst wird.
Die unterschiedliche Intensität der verschiedenen Obertöne (und vor allem der Einschwingvorgang, also wie der Ton ansetzt) sorgt übrigens für den spezifischen Klang, für den akustischen "Fingerabdruck" eines jeden Instrumentes. Dadurch unterscheiden wir den Klang einer Oboe von dem einer Geige. Die im Bildbeispiel erwähnte Klarinette hat hier übrigens die Besonderheit, dass am Obertonspektrum nur ungerade Vielfache des Grundtones beteiligt sind. Der erste Oberton ist also hier nicht die Oktave über dem Grundton sondern erst die Quinte über der Oktave.
Bei einem Mehrklang "mischen" nun alle Töne mit all ihren jeweiligen Vielfachen der Grundfrequenz (sprich Obertönen) am "Gesamtbild" der Schwingung mit. Je einfacher nun das Verhältnis der Frequenzen zueinander ist, desto weniger "Zacken" weist die Gesamtschwingung auf, desto "einheitlicher" schwingt das Trommelfell, desto angenehmer wirkt der Klang auf uns.
Dass hierbei jedoch auch das musikalische "Weltbild" (die Hörgewohnheit) mitspielt beweist die Tatsache, dass heute viele Klänge als angenehm (oder zumindest interessant) empfunden werden, die früher noch ins Reich der schiefen Klänge verbannt wurden.
In der Musik sind die etwas weniger konsonanten Klänge dazu da, Spannung zu erzeugen, die zu mehr konsonanter Auflösung strebt. So wie eine lang gespannte Feder ausleiern kann, könnte es auch mit unserer Hörgewohnheit geschehen, dass wir einen ehemals spannungsgeladenen Akkord nicht mehr als so interessant empfinden und nach immer "schärferen" Dissonanzen suchen...
Klang | Harmonie | Erläuterung |
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1. | Dreiklang H-Dur (Sextakkord) | Konsonant |
2. | Oktave und Quinte | Absolut konsonant |
3. | Kleine Sekunde | Sehr "reibend", das dissonanteste Intervall |
4. | "Sixt ajoute" | Nicht ganz konsonant, wird aber in Kadenzen gern verwendet |
5. | Dreiklang g-Moll (Quartsextakkord) | Konsonant |
6. | Undefinierbares Cluster | Aua, natürlich dissonant! |
7. | Cis-Dur Septakkord | Gilt als ziemlich konsonant, es schadet auch nichts, wenn einige Töne (wie hier das Cis) mehrfach vorkommen. |